Die Jugendpreisträgerin hat sich mit einer beeindruckenden Rede für den Jugendpreis bedankt. Hier der Text zu der Rede:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder des Freundeskreises Garbsen, vielen Dank! Ich fühle mich geehrt, Ihren Jugendpreis für Engagement zu erhalten. Danke, dass ich heute hier sein darf.

Ich sehe diesen Preis als einen Preis, den ich stellvertretend für alle die Menschen erhalte, die ein paar Regeln aus dem Kindergarten in Erinnerung behalten haben:

Spielen macht am meisten Spaß, wenn fair gespielt wird: "Jeder darf mitspielen". Und: "Man darf mit allem spielen, solange man hinterher wieder aufräumt." Manchmal gar nicht so einfach, aber eigentlich auch nicht schlimm.

Ein paar Jahre weiter ins Leben kommen viele andere Regeln dazu und plötzlich scheinen diese wichtiger… solange man selbst derjenige ist, der mitspielen darf und der das Spielzeug auspackt.

Was aber nun, wenn ich im Sandkasten des Lebens mitspielen möchte, wenn ich gerne Geld verdienen möchte, aber ich nicht mitmachen darf? Was, wenn plötzlich alle Spielzeuge mit denen ich gerne spielen würde im Zimmer verteilt liegen, durcheinander, zerbrochen, schmutzig? Plötzlich kriegen meine Geschwister bei Unwetterwarnung schulfrei, während ich arbeiten muss! Das Spiel mag ich nicht mehr, das ist ungerecht.

Nachdem ich also zu der Erkenntnis gekommen bin, dass die Regeln im Kindergarten doch nicht so verkehrt waren, habe ich ein Zitat aus einem Lied der Gruppe "Die Ärzte" gehört, dass mich auf dem Weg zu meinem Freiwilligendienst bis heute begleitet:

"Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär‘ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt…"

Nur weil die Welt ungerecht ist, heißt das nicht, dass ich das so akzeptieren muss. Also habe ich angefangen etwas gegen Klimawandel zu unternehmen, in der Hoffnung, dass es nicht mehr so viele Unwetterwarnungen gibt.

Wir, die so genannte "westliche Zivilisation", haben festgestellt, dass es Spaß macht, in den Urlaub zu fliegen, Eis im Gefrierfach liegen zu lassen, und auch zu Weihnachten Tomaten essen zu können. Dafür haben wir angefangen mit Rohstoffen zu spielen, Abgase in die Luft zu pumpen und Bäume zu fällen. Länder wie China und Indien kamen und wollten auch mitspielen.

Jetzt sehen wir uns um und uns fällt plötzlich auf, dass es auf dieser Welt ein bisschen unordentlich geworden ist und dass das Spiel nicht für immer so weiter geht, wenn wir nicht aufräumen.

Der Treibhauseffekt ist durch unsere Emissionen so stark geworden, dass die Erde sich merklich erwärmt. Kalkulationen sagen, dass die Polkappen um die Mitte dieses Jahrhunderts geschmolzen sein werden, wenn sich nichts ändert. In Folge dessen steigen die Meeresspiegel und es besteht Gefahr, dass unser Trinkwasser versalzt. Inseln und ganze Länder werden überschwemmt werden. Tier- und Pflanzenarten werden aussterben.

Bei einer Klimaerwärmung um 2°C wird sich das Leben hier auf diesem Planeten dramatisch und unwiderruflich ändern. Niemand weiß genau, was passieren wird und wie es passieren wird.

Doch dass es keine 50 Jahre mehr dauert, dass das Chaos kommt, merken vor allem die Länder, die nicht mitspielen: die ärmsten Regionen dieser Welt. Dort sind die Katastrophen am Schlimmsten: Dürreperioden, Überschwemmungen und Stürme. Doch es sind vor allem auch die Folgen dieser Katastrophen, die verheerende Auswirkungen haben: Hungersnöte, Epidemien wie Malaria, die sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreiten und unfassbare Armut.

Inzwischen kriegen auch wir langsam mit, dass sich Waldbrände, unnatürliche Wetterperioden und Hurrikans in unseren Regionen häufen. Doch wir haben immer noch mehr Möglichkeiten die Folgen durch finanzielle Unterstützung und moderne Technologien gering zu halten. Wie lange noch?

Angesichts einer solchen Situation in meinem Kinderzimmer hätte ich mich schleunigst ins Wohnzimmer meiner Eltern evakuiert, um dort weiter zu spielen. Aber die Erde ist bislang noch das Beste was wir haben. Und ich möchte gerne, dass auch meine Kinder hier groß und glücklich werden können. Deshalb finde ich, dass es Zeit wird, Ordnung zu schaffen.

Doch wo fängt man am Besten an? Natürlich kann ich zu Hause das Licht ausschalten, wenn ich das Zimmer verlasse und den Zug nehmen, anstatt zu fliegen. Aber dadurch habe ich immer noch nicht das Gefühl wirklich effektiv zu sein.

Eine andere Methode wäre, Diktator zu werden und die Welt dadurch zu verändern… Dann könnte ich ein paar Gesetze machen, die nicht alles kompromittieren. Wäre das nicht gut, der Mensch zu sein, der die Welt gerettet hat?

Ich habe einen anderen Weg gewählt. Ich bin ein Rädchen im dem Getriebe geworden, dass den Traum hat, die Welt zu verändern. Das Rädchen, das das Fax verschickt, das einen Politiker dazu bewegt, an der richtigen Stelle die Hand zu heben, und einen weiteren herumliegenden Haufen zu beseitigen. Das Rädchen, das den Flyer zu einer Kampagne entwirft, die bewirkt, dass Menschen in erneuerbare Energien zu investieren.

In einem Kanon heißt es: Wenn einer alleine träumt, ist das nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, ist das der Beginn. Der Beginn einer neuen Wirklichkeit.

Wenn Menschen diesen Traum zusammen träumen, dann hat sich meine Arbeit gelohnt. Ich wünsche mir, dass junge Menschen überall den Mut haben, diesen Traum zu leben. Dass Sie mit mir träumen und der Preis für Engagement ein Preis für unsere Gesellschaft wird, die durch einen Traum die Realität verändert hat…

(Jutta Wieding, 04.02.2007)

Die Jugendpreisträgerin hat sich mit einer beeindruckenden Rede für den Jugendpreis bedankt. Hier der Text zu der Rede:


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