„Keine Macht, aber Einfluss“

Der Saal im Rathaus war voll. Schüler der zwölften Klasse der IGS blickten von der Galerie herunter: Mehr als 100 Gäste wollten hören, was der Freundeskreis in der Reihe Stadtgespräche zum Thema „Macht der Medien“ organisiert hatte.

Thorsten Hapke, Redakteur Landespolitik beim NDR, führte spannend, unterhaltsam und sachlich in die Problematik ein – vor allem am Beispiel Christian Wulff, was zur Folge hatte, dass sich die anschließende Podiumsdiskussion mit den Gästen Franz-Rainer Enste (Ex-Sprecher des Landtages), Michael Nagel Verteidiger von Wulff), Jürgen Friedrichs (Journalisten-Ausbilder) und Stefan Birkner (MdL, FDP) vor allemum dieses Thema drehte. Holger Bahl vom Freundeskreis moderierte.

 

 

Ist Wulff Opfer einer Medienkampagne geworden? Haben Journalisten ihn vernichtet? Haben die Medien ihre Macht missbraucht? Hapke setzte den ersten Akzent: Auswüchse habe es gegeben, eine Kampagne nicht, denn Medien hätten keine Macht, aber Einfluss. Mit einem Rückgriff auf ein Zitat des berühmten Soziologen Max Weber (1864-1920) definierte Hapke Macht als Fähigkeit, seinen Willen gegen Widerstände durchzusetzen. Einen einheitlichen, gelenkten Willen aber hätten die Medien nicht.

 

 

Nagel sah das anders: Sein Eindruck sei, dass im Fall Wulff ein Mensch verfolgt, eine Existenz vernichtetworden sei. Seine Forderung: „Es müssen Grenzen gefunden werden.“ Friedrichs unterstützte ihn: „Lassen Sie uns über Kontrolle nachdenken.“ Enste und Birkner intervenierten: Das könne als Angriff auf die Pressefreiheit verstanden werden. Worin besteht nun die Macht der Medien? Eine breitere Thematisierung blieb aus, wäre wohl auch zu akademisch geworden – ein spannender Abend war estrotzdem. Leichte Enttäuschung gab es bei den Zuhörern darüber, dass Wulffs Fall alles dominierte. Die Schüler wollen die Rolle von Medien in ihren Seminararbeiten behandeln.

 

 

(Leine-Zeitung Garbsen, 25.09.2014 von Bernd Riedel, Foto: Riedel)

 

 

 

 

„Keine Macht, aber Einfluss“


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