Welt ohne Religion ist undenkbar

Ali Faridi (von links), Ingrid Wettberg, Ralf Meister, Guido Wiesner, Sven Speer und Stefan Birkner bilden das Podium. Foto: Friedberg

 

Eine Welt ohne Religion wird es niemals geben. Dessen ist sich Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover sicher.

Der Freundeskreis Garbsen hatte gemeinsam mit der Stadt Garbsen zu einem Stadtgespräch unter dem Thema „Bedeutung und Perspektiven von Religion und Kirchen in unserer Gesellschaft“ eingeladen und begrüßte Landesbischof Meister als Referenten.
Unter den geladenen Gästen im Podium befanden sich zudem Ingrid Wettberg, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, Ali Faridi, Vorstandsmitglied des Hauses der Religionen aus Hannover und Vertreter der Bahai-Gemeinde sowie Guido Wiesner, Präsident des Humanistischen Verbandes Niedersachsen. Die Diskussion wurde von Sven Speer, Vorsitzender des Forums Offene Religionspolitik, geleitet. „Religion bildet für jeden Menschen ein individuelles Konstrukt. Den Raum, den eine Kirche oder eine Moschee den Gläubigen bietet, ist schwer zu definieren“, formulierte Meister in seinem  Eröffnungsreferat.
Die Offenheit, mit der die Gläubigen in Deutschland von Kirchen und Moscheen empfangen würden, vermisst Wettberg in den jüdischen Gemeinden aus Gründen der Sicherheit. „Wir wollen die Menschen erreichen und einladen, aber verschließen unsere Synagogen und machen den Zugang zu den Gläubigen damit schwer“, stellte sie fest. Zudem erinnerte Wettberg an die Veränderungen im Judentum zur Zeit des Nationalsozialismus. „Heute werde ich eingeladen, um Stolpersteine einzuweihen, aktiv wird das Judentum in wenigen Stadtteilen gelebt“, so Wettberg.
Speer zeigte mit aktuellen Zahlen die Veränderung im Anteil der Religionszugehörigkeit auf. „Heute sind mehr as 20 Prozent der Deutschen ohne Konfession. Das sind mehr als viermal so viel wie noch vor 50 Jahren“, so Speer.  Wiesner erinnerte an die zunehmenden Kirchenaustritte. „Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass viele Deutsche sich gegen eine Mitgliedschaft in der Kirche entscheiden. Der Trend hat in der Vergangenheit zugenommen“, so Wiesner. Auch Meister ist sich der Herausforderung bewusst, die die schwindende Mitgliederzahl an die Kirchen stellt. „Menschen verlassen in Massen die Kirche. Für die Kirche können wir jeden Menschen jedoch nur individuell gewinnen“, so der Landesbischof. Das Horrorszenario, dass sich die Welt derzeit zu einer Gesellschaft ohne Platz für Glauben und Religion entwickelt, wies Meister jedoch entschieden zurück. „Insbesondere in den asiatischen Ländern haben wir sogar einen zunehmenden Trend: Viele Menschen treten christlichen Kirche bei“, sagte Meister. Auch sei Religion und Glaube für viele Menschen nicht nur ein Konstrukt, dass an die Kirche gebunden sei. „Glauben gibt den Menschen auf individuelle Art und Weise Kraft und bietet Unterstützung. Wie Glaube gelebt wird, kann sehr unterschiedlich ausgestaltet werden. Auch Glauben ohne Kirche und Institution ist möglich“, so Meister

Rundblick Garbsen/Seelze, Mareike Friedberg, 5. Oktober 2016

 

Artikel zum Thema beim humanistischen Pressedienst: http://hpd.de/artikel/utopien-vorgestern-kann-man-nicht-probleme-zukunft-loesen-13597

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